Marokkos Norden
Paul Bowles schätzte an Marokko die Stille, die Sonne und das Nichts.
Tanger war von 1923 – 1956 eine steuerfreie Enklave innerhalb des spanischen Protektorats von Marokko – ohne Militärpflicht, ohne Sozialabgaben und mit freiem Devisenhandel. Eine Oase für kriegsmüde Amerikaner und Europäer und für das Jet Set dieser Zeit.
Die Offenheit der Stadt zieht Sinnsucher, Kreative und Abenteurer magisch an. Auch viele Künstler, Musiker und Literaten schlugen während dieser Zeit in Tanger ihre Zelte auf. Viele bekannte Dichter der Beatnik Generation, den Vorbereitern der Hippie Kultur waren darunter.
Ende der fünfziger Jahre kamen William S. Burroughs, Jack Kerouac und Alan Ginsberg nach Tanger. Sie hatten sich Ende der 40-er Jahre in New York gefunden. Sie alle suchten nach neuen Herangehensweisen in der Literatur. Dabei waren sie sehr experimentierfreudig. Nicht umsonst wurde die Runde in der Zeit, als Club der dichten Dichter beschrieben.
Der amerikanische Schriftsteller Paul Bowles kam bereits 1948 nach Tanger.
Paul Bowles
(*1910 – 1999) ist 1948 mit seiner Ehepartnerin Jane Bowles nach Tanger gekommen, um dort an seinem ersten Roman zu schreiben. Bekannt wurde er in Deutschland mit seinem Roman „Himmel über der Wüste“, aber erst nach einer späten Verfilmung in den achtziger Jahren. Marokko und die Wüste spielten immer eine große Rolle in seinen Romanen und Erzählungen. Bis ins hohe Alter hat er das Leben eines Weltenbummlers geführt. Sein Ziel war es, so viel wie möglich von der Welt zu sehen.
Allen Ginsberg
(1926 – 1997) Sein bekanntestes Werk ist das Gedicht Howl, das seinen Ruhm begründete, aber auch einen Skandal auslöste. Ein emotionaler aggressiver Text über persönliche Erlebnisse, politische und soziale Themen. Das Gedicht galt damals als obszön, es handelte von Sex und Drogen. Ginsberg war auch mit vielen anderen Künstlern der Beat und Hippie Generation befreundet, unter anderem Bob Dylan.
Jack Kerouac
(1922 – 1969) war ein weiterer wichtiger Vertreter der Beat Generation. Er erzielte seinen Durchbruch mit dem Roman „On the road“. Darin drückte er viele seiner eigenen Erlebnisse und Erfahrungen aus. Reisen, sexuelle Abenteuer, Wein, Drogen, die künstlerischen Visionen seiner Freunde und Gelegenheitsjobs zum Überleben fanden darin ihren Ausdruck.
William S. Burroughs
(1914 – 1997) Er galt als einer der Wichtigsten der literarischen Beatgeneration. Er kam 1957 nach Tanger, nachdem er im Rausch bei einer „Wilhelm-Tell-Nummer“ seine Frau erschossen hat. Sein „Naked Lunch“ provozierte erst einen Skandal und gehörte dann später zum Kanon einer Generation. Im Jahr 2009 wurde eine ungekürzte Fassung nochmals neu ins Deutsche übersetzt. Selbst der gekürzte Text ließ sich als Affront gegen das autoritäre Prinzip verstehen und wurde deshalb auch in den ersten Jahren in den USA indiziert.
Ginsberg, Kerouac und Burroughs haben in Tanger gemeinsam eine wilde Zeit verbracht. Sie gaben sich billigen Drogen und sexuellen Abenteuern hin. Tagsüber waren sie oft im Café Hafa zu treffen, diskutierten in Madam Porte´s Tea Rooms oder verbrachten die Nächte im Café de Paris. Gearbeitet haben die Beat Poeten wohl regelmäßig unter Drogeneinfluss.
Aber nicht nur die Literaten der Beatgeneration hat es nach Marokko gezogen, auch musikalische Größen und andere Kreative fanden hier die eine oder andere Inspiration.
Rolling Stones
Bei einem Aufenthalt in Tanger, der weißen Stadt an der Spitze Afrikas, entdecken die Stones in den späten 60-iger Jahren die „Pipes of Pan Jajouka“ für die Rockmusik.
Auch andere Kreative wie zum Beispiel Yves Saint Laurent haben sich gerne regelmäßig in Tanger erholt.
Von der weißen Stadt zur blauen Stadt
Wenn Sie sich auf Ihrer Marokko Rundreise von den unzähligen Eindrücken etwas entspannen wollen, werden Sie einen Ausflug nach Chefchaouen genießen. Die Kleinstadt bietet Entspannung von der Reizüberflutung anderer Städte wie Fes, Casablanca oder Marrakesch. Die Bergstadt mit blauen Mauern und arabischer Tradition hat andalusisches Flair. Das Blau der Gassen soll gegen den bösen Blick helfen. Christen durften diese Stadt bis 1920 nicht betreten. Aber heute ist aus der verbotenen Stadt ein beliebtes Reiseziel geworden.
Gerüchten zufolge, soll sich in der Nähe der Stadt das größte Cannabis Anbau Gebiet der Welt befinden.
Vielleicht sind ja die einen oder anderen Kreativen früherer Zeiten dann tatsächlich nicht nur wegen Klima, Landschaft und Kultur nach Marokko gereist.